Haben Palästinenser und
Palästinenserinnen Glück im Unglück und leben im Westjordanland, so haben sie
mit einer korrupten Autonomiebehörde zu tun, die sich seit Jahrzehnten als
unfähig erweist, mit den Milliarden Dollar und Euros, die aus aller Welt an sie
fließen, etwas Vernünftigeres anzufangen, als sie in den Ausbau der Villen und
Bankkonten ihrer Oberschicht zu stecken – sofern das Geld nicht gleich in der
terroristischen Infrastruktur versickert oder für die auch von der Fatah
betriebene antisemitische Propaganda verwendet wird. Keine Bevölkerungsgruppe
der Welt hat je mehr Finanzmittel pro Kopf aus internationaler Unterstützung
erhalten, aber bei der Masse der Palästinenser und Palästinenserinnen, die
bislang mehrheitlich dennoch den beiden dafür hauptverantwortlichen
Konkurrenten Fatah und Hamas die Treue halten, kommt davon fast nichts an.
Haben sie Pech im Unglück und leben
im Gazastreifen, finden sie sich – so sie nicht selbst als Unterstützer des
Djihad agieren – als Geiseln von Terrorrackets wieder, die sie gnadenlos für
ihren heiligen Krieg gegen die Juden missbrauchen – und dafür von der
Bevölkerung irrsinniger weise mit Wahlerfolgen belohnt werden. In der Charta
der Hamas, deren Inhalt auch den ungebildeten Palästinensern durchaus bekannt
ist, wird offen zum Judenmord aufgerufen und über die zukünftige Strategie
heißt es: "Friedensinitiativen und so genannte Friedensideen oder
internationale Konferenzen widersprechen dem Grundsatz der Islamischen
Widerstandsbewegung. Für das Palästina-Problem gibt es keine andere Lösung als
den Djihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung, eine sinnlose
Bemühung.“ Wer dieses Dokument verstanden hat, weiß, warum der Gazastreifen
seit dem israelischen Abzug 2005 nicht etwa zum Musterbeispiel für einen
palästinensischen Staat wurde, der seinen Bewohnern und Bewohnerinnen ein
besseres Leben verspricht, sondern zu einer Raketenabschussrampe, voll gestopft
mit Munitionsdepots in Kindergärten, Moscheen, Krankenhäusern und Wohnhäusern.
Haben sie jedoch das größte Pech und
sind Frauen, so müssen die meisten von ihnen nicht nur unter einem brutalen
Sharia-Patriarchat leben, das sie der weit gehenden Befehlsgewalt ihrer Väter,
Männer, Brüder und – in Gaza – einer islamistischen "Sittenpolizei"
ausliefert, während sie zusätzlich noch von jenen ihrer Geschlechtsgenossinnen
schikaniert werden, welche die islamische Geschlechterapartheid für eine
gottgefällige Sache erachten. Mit besonderer Vorliebe werden sie auch, zusammen
mit ihren Kindern, von den Gotteskriegern als lebende Schutzschilde für deren
Waffenlager und Abschussrampen missbraucht – so sie sich im religiösen Wahn
nicht gleich freiwillig dafür hergeben und ihre Kinder freudig in den
Märtyrertod für Allah schicken.
Neben alledem leiden die Bewohner
und Bewohnerinnen der palästinensischen Gebiete unter den vielfältigen
Maßnahmen Israels gegen die terroristische Bedrohung. Ein Schutzwall, der mit
großem Erfolg zur Abwehr von Selbstmordattentätern und -attentäterinnen
errichtet wurde, oder Straßensperren zur Einschränkung der Bewegungsfähigkeit
von Terroristen und Terroristinnen bringen zwangsläufig Beschwernisse auch für
all jene mit sich, die in den palästinensischen Gebieten nicht mit umgeschnalltem
Sprengstoffgürtel herumlaufen, also für die Mehrheit, von der niemand genau zu
sagen vermag, wie groß ihre Unterstützung für den antisemitischen
Märtyrerwahnsinn ist. Reagiert Israel auf den Dauerbeschuss mit Raketen nicht
mit üppigen, sondern mit eher mäßigen Lieferungen in den Gazastreifen,
verhindert also, dass sich die Hamas auch noch mit fremden Federn schmückt, so
trifft das auch jene Teile der Zivilbevölkerung, die die Djihadisten hassen wie
die Pest. Und wenn Israel nach monatelangen Warnungen dem Raketenkrieg der
Hamas irgendwann nicht mehr tatenlos zusieht und den palästinensischen
Moslembrüdern heftige Militärschläge versetzt, steht es vor dem Dilemma, den
Tod Unschuldiger in Kauf zu nehmen. Doch es ist ein großer Unterschied, ob die
israelische Armee Hausbewohner per Flugblatt und Telefon vor bevorstehender
Zerstörung ihrer als Waffenlager dienenden Häuser warnt (und damit zwangsläufig
auch den djihadistischen Rackets wertvolle Hinweise gibt) oder ob die Hamas die
Menschen auffordert, sich als lebende Schutzschilde auf die Hausdächer zu
stellen. Israel hat – ganz im Gegensatz zur Hamas – das offensichtliche
Interesse an möglichst wenig zivilen Opfern und bricht regelmäßig militärische
Operationen ab, wenn das Risiko ziviler Opfer zu hoch ist.
Ob es der Bevölkerung in den
palästinensischen Gebieten möglich sein wird, aus ihrem Elend herauszufinden,
hängt nicht nur vom Fortgang der palästinensisch-israelischen Beziehungen ab.
Denn angesichts einer globalisierten kapitalistischen Krisenökonomie, die
tendenziell immer mehr Menschen weltweit in Armut versinken lässt, bleibt es
fraglich, ob es auch unter günstigeren politischen Bedingungen überhaupt jemals
zu so etwas wie einem selbst tragenden wirtschaftlichen Aufschwung in den
palästinensischen Gebieten kommen kann. Zu wünschen wäre es allerdings, denn
was sonst wäre die Alternative in Zeiten, in denen die Menschheit wohl kaum
binnen kurzer Frist in eine nachkapitalistische, solidarische
Vergesellschaftungsform jenseits von Markt und Staat eintreten wird? Sich aus
dem Elend zu erlösen können auch die Palästinenser und Palästinenserinnen
jedenfalls nur selber bewerkstelligen, wozu sie jedoch erst einmal
patriarchale, antisemitische und kollektivistische Vorstellungen – soweit sie
solchen anhängen – überwinden, die Herrschaft autoritärer Clanchefs, korrupter
Obrigkeit, djihadistischer Linker und durchgeknallter Gotteskrieger abschütteln
müssten.
Die Verantwortung der Hamas für die
Lage in Gaza ist offensichtlich. Die Regimes in Ägypten und in Saudi-Arabien
wissen das und haben langsam genug davon, dass der Iran mittels Hamas und
Hisbollah verhängnisvollen Druck auf die arabische Politik ausübt. Selbst
Angela Merkl hat mehr davon kapiert als so manche Linke, auch wenn das, wie man
insbesondere an der Iran-Politik sieht, bei der deutschen Kanzlerin kaum
praktische Konsequenzen zeitigt. All denen, die jetzt einmal mehr auf Israel
zeigen, sei zumindest die Einsicht des palästinensischen Präsidenten Abbas
gewünscht: „Die palästinensische Seite hätte die israelische Offensive
verhindern können, wenn sie sich an den Waffenstillstand mit Israel gehalten
hätte. ,Wir haben mit (der Hamas) gesprochen und gesagt 'Wir bitten euch,
haltet euch an den Waffenstillstand'. Wir hätten es also verhindern können.“
Die keineswegs radikale, sondern
antiimperialistische Linke in Gestalt von Gruselgruppen wie der
„Antiimperialistischen Koordination“, der „Liga der sozialistischen Revolution“
oder der „Linkswende“ marschiert derzeit in Wien gemeinsam mit Islamisten und
Islamistinnen zur Unterstützung des palästinensischen Volkskriegs, dessen
einzige Perspektive die Verewigung des Mordens und die Auslöschung
individueller Freiheit ist. Sie wetteifern mit den islamischen Djihadisten und
Djihadistinnen sowie den eingeborenen Nazis darum, wer mit dem größten
Fanatismus zur Vernichtung Israels aufruft. Die palästinensischen Unterstützer
und Unterstützerinnen der Hamas haben damit genau jene Freunde, die sie auch
verdient haben. Jene Menschen in den palästinensischen Gebieten aber, die den Aufstieg
der Hamas schon immer gefürchtet haben und auch der Fatah noch nie viel
abgewinnen konnten, haben bessere Freunde verdient als die, die heute mal
wieder am lautesten schreien, und die jederzeit bereit sind, die je
individuelle Sehnsucht der Menschen nach Glück dem großen Ganzen des
islamischen Djihad oder des palästinensischen Volkskriegs zu opfern.
Aber auch österreichische Linke, die
nur ungern unter Hamas- oder Hisbollah-Fahnen und dem Kampfruf „Allahu akbar“
demonstrieren, zeigen sich sicher, dass es sich bei den Gegenschlägen der IDF
um einen „von der israelischen Regierung begonnenen Krieg“ handelt. Und das
grüne, alternative und antimilitaristische Milieu bringt sein übliches
Vokabular in Anschlag, das sich in völliger Abstraktion von den Verhältnissen
und unbeleckt von jedem materialistischen Begriff von Gewalt im Gerede von
„Unverhältnismäßigkeit“, „Dialog“, „Gewaltspirale“, „Verhandlungen mit allen
Konfliktparteien“, „Verurteilung der Gewalt auf beiden Seiten“ etc. gefällt und
seine Äquidistanz in einem Konflikt zwischen dem Staat der Shoahüberlebenden
und einer antisemitischen Mörderbande zelebriert. Dieses Milieu reproduziert
damit nur jene europäische Ideologie eines kriegslüsternen Pazifismus, wie sie
auch in den Verlautbarungen der österreichischen Regierungskoalition ihren
Ausdruck findet, die sich in einem Anflug von Größenwahn gleich einmal als
Vermittler angeboten hat.
Gegen solch einen berechnenden
Pazifismus, der sich mal in abstrakter „Gewaltlosigkeit“, mal in europäischer
Vermittlungssehnsucht, mal in klammheimlichem bis offenem Verständnis für den
djihadistischen Terror gefällt, gilt es daran zu erinnern, dass sich in der
heutigen globalen Auseinandersetzung hinter dem Ruf nach Frieden die Mörder
verschanzen.