Sexskandal um UN-Blauhelme

Eine der besonderen Absurditäten der europäischen Ideologie besteht in der ungeheuren Wertschätzung, derer sich die Vereinten Nationen erfreuen können. Nur unter Achtung der UNO, so das unerschütterbare Mantra all jener, die sich die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen zum Ziel gesetzt haben, könne die internationale Staatengemeinschaft auf zivilisierte Art und Weise zur Lösung von Konflikten beitragen. Das ständige Wiederkäuen dieses Grundsatzes interessiert sich allerdings nicht für die Tatsache, dass beinahe jedes Engagement der UN seit den neunziger Jahren in einem Desaster endete.

An einigen Orten (Ruanda, Bosnien) sahen die UN-Soldaten einfach zu, wie die Menschen massakriert wurden, zu deren Schutz sie eigentlich abgestellt waren. Die Grausamkeiten in Darfur gehen seit Jahren völlig ungehindert vonstatten. Im Fall des Irak installierte die UNO nach dem Golfkrieg von 1991 ein durch und durch korruptes Sanktionssystem, das es Saddam Hussein ermöglichte, prunkvolle Paläste zu bauen, während die Partner des Oil-for-food Programms der irakischen Bevölkerung minderwertige Nahrungs- und Arzneimittel lieferten. Im Sicherheitsrat blockierten Frankreich, Russland und China – großzügig gesponsert durch illegale Öllieferungen in Milliardenhöhe – jegliche Initiative, den Irak zur Einhaltung der Resolutionen zu zwingen, die sie selbst mitbeschlossen hatten, und um den Zynismus auf die Spitze zu treiben, beschuldigten sie die USA, einen „Krieg für Öl“ führen zu wollen.
Nun meldet der Standard, dass in der Elfenbeinküste 734 marokkanische UN-Blauhelme suspendiert wurden, die sich seit dem Beginn der Mission 2003 systematisch an jungen Mädchen vergangen haben sollen. Überraschen dürfte diese Meldung eigentlich niemanden: Die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs begleiteten die UN-Soldaten schon bei ihren Einsätzen im Kongo, in Liberia, in Sierra Leone und auf Haiti. Selbst Kofi Annan musste gegen Ende seiner Regentschaft als Generalsekretär der Vereinten Nation eingestehen, dass Blauhelme für Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch und Menschenhandel in großem Stil verantwortlich waren.
Offiziell ist den Blauhelmen jeglicher sexueller Kontakt zu Einheimischen verboten. Wer sich darüber hinweg setzt, hat jedoch in der Regel nichts zu befürchten. Im äußersten Fall können die verantwortlichen Soldaten nach Hause geschickt werden. Das war’s. Andere Sanktionsmöglichkeiten gibt es seitens der UN nicht – ein wahrer Freibrief für kriminelle Aktivitäten jeglicher Art.
Zur Ehrenrettung der UNO soll nicht verschwiegen werden, dass in Sierra Leone eine Inter-Agency Standing Committee Task Force on Protection from Sexual Exploitation and Abuse eingesetzt wurde, um die bekannt gewordenen Vorfälle zu untersuchen. Das Resultat war ein unfreiwillig komisches Dokument, in dem das UN-Personal über unzulässiges Verhalten aufgeklärt wurde (auszugsweise abgedruckt in dem Buch von Eric Shawn). Offenkundig war es notwendig, UN-Mitarbeiter darauf hinzuweisen, dass man weder Knaben mit Bonbons für sexuelle Aktivitäten bezahlen, noch Familien für die Prostitution ihrer jungen Mädchen Geld zukommen lassen dürfe.

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