Symphonie für die Bombe

In einem Radiointerview für einen amerikanischen Sender äußerte sich der israelische Präsident Shimon Peres über das iranische Atomwaffenprogramm. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, so Peres, dass in den Augen des iranischen Präsidenten Ahmadinejad die Atombombe höher stünde als Gott. „He’s worshipping the bomb more than he’s worshipping the God in heaven.” Auch wenn die iranische Führung diese Aussage mit Sicherheit als Gotteslästerung betrachtet, entbehrt sie nicht eines gewissen Wahrheitsgehaltes: In der Tat ist es zumindest so, dass das iranische Atomprogramm in einer Art und Weise verehrt wird, die nicht anders als „kultisch” zu bezeichnen ist.

Erinnert sei nur an die gespenstische Feier, die im April letzten Jahr inszeniert wurde, als den iranischen Nuklearforschern zum ersten Mal die Anreicherung von Uran gelungen war: In traditionelle Gewänder gekleidete Tänzer reckten Kapseln gen Himmel, in denen sich angeblich Uran-Hexafluorid befand (MEMRI TV, Clip 1126). Der 9. April 2007 wurde von der Führung zum „nationalen Tag der Nukleartechnologie“ erklärt, mit Massenaufmärschen, „Tod den USA“- sowie „Tod für Israel“-Sprechchören und allem, was sonst noch zu einem Jubeltag einfach dazu gehört (MEMRI TV, Clip 1427).

Wenig bekannt ist allerdings, dass das iranische Nuklearprogramm nicht nur Gegenstand etlicher Folklore- und Propagandaveranstaltungen ist, sondern auch die hohe Kultur beflügelt. Wie einem interessanten Buch zu entnehmen ist, beauftragte Präsident Ahmadinejad am 16. Dezember 2005 das iranische Kulturministerium damit, die Komposition einer Symphonie in Auftrag zu geben, die den im Nuklearprogramm verkörperten nationalen Stolz würdigen sollte. Das von Behzad Abdi komponierte Meisterwerk weist folgende Struktur auf: Der erste Satz trägt den Titel „Großartigkeit“ bzw. „Pracht“ und greift damit einen Begriff auf, der in Ahmadinejads feurigen Reden oftmals mit dem „Talent der iranischen Jugend“, der angeblich treibenden Kraft hinter dem iranischen Atomprogramm, in Verbindung gebracht wird. Im zweiten Satz wird die Sonne geehrt, das vorbildhafte Symbol für Energieerzeugung. Der dritte Satz ist schlicht „Frieden“ benannt; Großartigkeit, Sonne und Frieden stehen für den absolut friedlichen Charakter der iranischen Atomwaffen. Der vierte und letzte Satz deutet allerdings darauf hin, dass es doch um mehr gehen könnte, als bloß um Friede, Freude und Eierkuchen – er trägt den Titel „Sieg“.

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