Von Nordirland lernen?

Sobald in der Öffentlichkeit über Lösungsmöglichkeiten des Nahostkonflikts diskutiert wird, melden sich jene zu Wort, die unter Hinweis auf den erfolgreichen Friedensprozess in Nordirland auf eine Einbindung der Hamas setzen. Das nordirische Beispiel zeige, dass man im Interesse des Friedens eben auch mit Terroristen verhandeln, diese in die Verantwortung nehmen und dadurch mäßigen könne. Der Nahe Osten, so lautet die weitverbreitete Meinung, könne „von Nordirland lernen“.

So gerne diese Analogie auch bemüht wird, so schief ist sie. Dass die Situation, etwa im Gazastreifen, in vielerlei Hinsicht nicht mit der Lage in Nordirland zu vergleichen ist, ist ein oft vorgebrachtes Argument. Doch die Forderung, das nordirische „Modell“ auf den israelisch-palästinensischen Konflikt „anzuwenden“, ist schon allein deshalb falsch, weil sie auf einem grundlegenden Missverständnis des Friedensprozesses in Nordirland beruht. Dies hat jüngst in dankenswerter Klarheit Lord David Trimble hervorgehoben, der für seinen Beitrag zur Lösung des Nordirlandkonfliktes mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. In der Jerusalem Post spricht er Klartext: Die beiden Konflikte auf die übliche Art und Weise zu vergleichen sei „irreführend und nachweislich falsch“. An Israel richtet Trimble eine Forderung, die von all jenen nicht gerne gehört wird, die sich auf die „Lehren aus Nordirland“ berufen: Anstatt die Hamas zu umwerben und in den „Friedensprozess“ einzubinden, müsse Israel eine harte Linie gegen die Islamisten verfolgen. Warum das so ist, ist seinem Text Misunderstanding Ulster zu entnehmen, der von den Conservative Friends of Israel veröffentlicht wurde.

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