Archive for January, 2008

Jörg Haider und das “Schwert des Islam”

Monday, January 28th, 2008

Wenn Jörg Haider in den mehr als zwanzig Jahren seiner politischen Karriere etwas unter Beweis gestellt hat, dann ist das, von einigen Kernpunkten abgesehen, seine Flexibilität. Der Aufstieg der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) seit der innerparteilichen Machtübernahme Haiders 1986 beruhte zu einem nicht geringen Teil darauf, dass er es verstand, vollkommen widersprüchliche Positionen gleichermaßen glaubwürdig zu vertreten. Er verkörperte jene eigentümliche Verbindung von Übermenschentum und Durchschnittlichkeit, von King-Kong und Vorstadtfriseur, die Theodor W. Adorno als charakterlichen Kern der faschistischen Führerfigur analysierte.

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Candlelightdinner in Gaza

Friday, January 25th, 2008

Was auch immer in den nächsten Tagen und Wochen im Nahen Osten passieren wird, eines steht bereits fest: Dank der gleichermaßen absehbaren wie dummen Reaktionen der internationalen Öffentlichkeit geht die erste Runde der aktuellen Auseinandersetzung an die Hamas. Zugegeben, sie war von Anfang an im Vorteil. Reagiert Israel nicht auf den ständigen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, erreicht sie ihr Ziel, einen Teil des Feindeslandes de facto unbewohnbar zu machen. Das gilt heute bereits für Sderot, und es ist nur ein Frage der Zeit, bis die Hamas über Raketen mit größerer Reichweite und dementsprechend größerer Wirkung verfügen wird. Unternimmt Israel hingegen etwas, um seine Bürger zu schützen, gilt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zum überwiegenden Teil der „israelischen Aggression“ und der „humanitären Katastrophe“ – das nennt man eine win-win-Situation.

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And the Oscar goes to – Pallywood!

Tuesday, January 22nd, 2008

Seit sich Israel im September 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat, wird es tagtäglich mit Raketen unter Beschuss genommen. Jeder Staat der Welt würde zumindest den Versuch unternehmen müssen, den Raketenregen zu unterbinden. Jahrelang hat Israel mit beinahe verantwortungsloser Zurückhaltung darauf reagiert, oder richtiger: nicht reagiert. Die Weltöffentlichkeit hat sich nie für das Schicksal etwa der israelischen Stadt Sderot interessiert, in der neu erbaute Kindergärten nicht bloß aussehen wie Bunker, sondern tatsächlich welche sind. Doch in der verkehrten Welt des Nahostkonflikts gehört das zum business as usual: Weder haben Menschenrechtsorganisationen ihre Stimmen erhoben und festgestellt, dass der wahllose Beschuss Israels ein Kriegsverbrechen nach dem anderen darstellt, noch trat je der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zusammen, um die palästinensischen Terrorbanden zu verurteilen. Doch auf einmal ist die Empörungsmaschinerie in Gang gekommen: „Kollektivstrafe!“ heulen die Einen, „Unverhältnismäßig!“ geben sich die Anderen besorgt; EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner mahnt zur Zurückhaltung und der UN-Sicherheitsrat beratschlagt über die „gefährliche Verschärfung“ der Lage.

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Der simulierte “Friedensprozess”

Monday, January 14th, 2008

Der Stargast hat die Veranstaltung verlassen, die reichlich anwesenden Medienvertreter haben ihre Kameras und Scheinwerfer wieder abgebaut und das Leben ist zurückgekehrt in jene Straßen und Viertel, die aufgrund der enormen Sicherheitsvorkehrungen vollkommen lahmgelegt worden waren. US-Präsident George W. Bushs erste Reise nach Israel ist vorüber, rausgekommen ist dabei nicht mehr als eine weitere Episode jenes Spektakels, das Noah Pollak auf der Homepage von Commentary ironisch als die „longest-running reality show on American television“ bezeichnet, und das ansonsten „Nahostfriedensprozess“ genannt wird.

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