Jörg Haider und das “Schwert des Islam”

Wenn Jörg Haider in den mehr als zwanzig Jahren seiner politischen Karriere etwas unter Beweis gestellt hat, dann ist das, von einigen Kernpunkten abgesehen, seine Flexibilität. Der Aufstieg der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) seit der innerparteilichen Machtübernahme Haiders 1986 beruhte zu einem nicht geringen Teil darauf, dass er es verstand, vollkommen widersprüchliche Positionen gleichermaßen glaubwürdig zu vertreten. Er verkörperte jene eigentümliche Verbindung von Übermenschentum und Durchschnittlichkeit, von King-Kong und Vorstadtfriseur, die Theodor W. Adorno als charakterlichen Kern der faschistischen Führerfigur analysierte.

Während er auf der einen Seite stets den Vertreter der Interessen des „kleinen Mannes“ gab, jettete er auf der anderen Seite demonstrativ mit seinem Porsche von einem Promihappening zum nächsten. Während er gegen die Globalisierung und den „Ausverkauf Österreichs“ ans Ausland zu Felde zog, verscherbelte er als Kärntner Landeshauptmann so ziemlich alles, was das Land einmal besessen hat, um seine politische Unfähigkeit nicht schwarz auf weiß in Form nackter Budgetzahlen präsentiert zu bekommen.

So verwundert es auch nicht, dass Haiders Verhältnis zur arabischen und islamischen Welt ebenfalls widersprüchlich ist. Während kaum ein anderer österreichischer Politiker in seiner Agitation so oft den Begriff der Demokratie bemüht, hat er nicht das geringste Problem mit blutigen Diktatoren, sobald sie nur aus dem arabischen Raum kommen. Legendär sind die zu Papier gebrachten Eindrücke von Haiders Reise in den Irak. (Die folgenden Zitate sind hier zu finden.) Den ehemaligen syrischen Außenminister und offenen Antisemiten Mustafa Tlas bezeichnete er darin als humorvollen und würdevollen Mann, eine „richtige Größe für sich“, und schildert, wie er von Tlas ein Bild gezeigt bekam: „Seine Frau lächelte schelmisch, als sie mein ratloses Gesicht beim Anblick dieses Bildes bemerkte. Ich verstand nicht, worum es dabei ging. Erst als ich genau hinsah, erkannte ich den Grund. Das Bild war von Adolf Hitler gezeichnet und von ihm signiert. Tlas erzählte mir, daß Londoner Galeristen ihm viel Geld für dieses Werk geboten hätten, er sich aber um keinen Preis von diesem Werk trennen könnte.“ Im Irak traf Haider schließlich Saddam Hussein, mit dem er „in der Palästinenserfrage einer Meinung“ sei. Gute Kontakte hat Haider auch zur Familie eines weiteren arabischen Despoten, dem Hause Gaddafi in Libyen. Besonders mit Gaddafis Sohn, Saif al-Islam („das Schwert des Islam“), der in Österreich studierte, verbindet ihn eine mehrjährige Freundschaft.

Szenenwechsel: Irak. Nachdem die neue amerikanische Counterinsurgency-Strategie erstaunliche Erfolge zur Folge hatte und vor allem die Zusammenarbeit mit den sunnitischen Clans des Anbar Awakening Councils große Erfolge zeitigte, verlagerte sich im vergangenen Jahr der Schwerpunkt des jihadistischen Terrors in das nordwestlich von Bagdad gelegene Mosul. US-Vertretern zufolge ist Mosul im Moment die einzige größere Stadt im Irak, in der al Qaida noch frei agieren kann. Der Sicherheitschef des Anbar Awakening Councils, Jubair Rashid Naief, informierte nun die Associated Press darüber, dass in den vergangenen Monaten etwa 150 ausländische Kämpfer über Syrien in den Irak eingereist und seitdem für eine Serie von Anschlägen in Mosul verantwortlich seien. Letzten Mittwoch gab es bei der Explosion eines Hauses, in dem vermutlich eine Bombenbauwerkstätte untergebracht war, 34 Tote und über 200 Verletzte. Am Tag darauf wurde ein hochrangiger Polizist bei einem Selbstmordattentat getötet. Interessant ist, wer hinter diesen Anschlägen steckt: Laut Naief handelt es sich beim Drahtzieher und Finanzier der ausländischen Terroristen um niemand Geringeren als den guten Freund Jörg Haiders, Saif al-Islam Gaddafi. Während Haider also unter Verwendung vom Stammtischwitzen auf der innenpolitischen Bühne den Helden gibt, der sich der „Islamisierung Österreichs“ widersetzt, unterstützt sein guter Freund, das „Schwert des Islam“ Gaddafi, im Irak tatkräftig jihadistische Mörderbanden.

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