Die Vorlage für 9/11

Angesichts des jämmerlichen politischen Zustands der palästinensischen Gesellschaft verfallen insbesondere ältere Linke in Nostalgie. Der “palästinensische Widerstand” sei früher ganz anders gewesen: nicht reaktionär und islamistisch, sondern säkular und irgendwie fortschrittlich. Die Solidarität einer “linken” Gruppierung wie der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) war lange Zeit eine nicht weiter hinterfragte Selbstverständlichkeit. Dabei wurde nicht nur geflissentlich darüber hinweg gesehen, dass es sich bei dieser Gruppe um antisemitische Mörder handelte – man denke nur an die 1976 von der PFLP und den deutschen Revolutionären Zellen unternommene Flugzeugentführung nach Entebbe, bei der eine regelrechte Selektion der jüdischen Passagiere vorgenommen wurde -, sondern ebenso, dass von dieser angeblich fortschrittlichen und säkularen Kraft die Vorlage für den verheerendsten Terroranschlag der Geschichte stammt.

1995 veröffentlichte Bassam Abu-Sharif, der ehemalige Pressesprecher der PFLP, seinen Rückblick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Darin erzählt er von einem Plan, den der für die Organisation von Terroranschlägen verantwortliche Wadi Haddad geschmiedet hat: In einem der Ausbildungslager der PFLP wurde Haddad auf einen Palästinenser aufmerksam, der sich bei seinem Flugtraining als exzellenter Pilot präsentierte. “Haddad’s plan had been simple: stuff the light plane to the gills with high explosives, then get Abu Harb to fly the pre-planned route and crash it right into the middle of Tel Aviv’s tallest building, Shalom Tower.”

Shalom Tower 

Nach dem 11. September kam ein Video an die Öffentlichkeit, in der Osama bin Laden seine Freude über den erfolgreichen Massenmord zum Besten gab. Besonders entzückt war er, weil er nicht erwartet habe, dass die Türme des World Trade Centers einstürzen und damit die Wirkung des Anschlages noch erheblich steigern würden. Wadi Haddad hatte gut zwanzig Jahre zuvor mit genau dieser Wirkung eines Flugzeugeinschlages gerechnet: “He expectet the tower to fall on other nearby buildings, compounding the damage caused by the crash debris and the initial explosion.”

Der Plan kam nicht zur Ausführung. “Luckily for the Israelis but unfortunately for Abu Harb, he crashed on his very last practice landing, and was severely injured. This put an end to the entire operation. It had taken two and a half years to set up, and came to nothing in a moment.” Der Terrorpate ließ sich von derlei Rückschlägen allerdings nicht beeindrucken. “Haddad never worried for a second about failed operations. He just walked away and moved on to the next idea.”

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