The same procedure as last year?

Wer angesichts des jähen Sommerendes mit dem Gedanken spielt, sich eine Herbstdepression zuzulegen, dem sei in den nächsten Tagen ausgiebige Zeitungslektüre empfohlen. Wird zur Anreicherung der miesen Laune nur eine geringe Dosis an Grauslichkeiten benötigt, so dürfte die Schlussphase des österreichischen Nationalratswahlkampfes ausreichen. Wer allerdings mehr Stimulanz benötigt, der sollte die Berichterstattung über jenes bizarre Schaupiel verfolgen, das in den kommenden Tagen in New York unter dem Titel “Vollversammlung der Vereinten Nationen” aufgeführt wird. Wie jedes Jahr wird eine alles andere als erlauchte Sammlung von Diktatoren und Politclowns aus aller Welt die Bühne der UN dazu benützen, um im Namen der Weltgemeinschaft so richtig gegen Israel und die USA vom Leder zu ziehen.

Zu den Stargästen der Veranstaltung werden mit Sicherheit wieder zwei Männer zählen, die sich redlich darum bemühen, ihre beiden Staaten in einer Achse gegen – wie einer der beiden es zu formulieren pflegt – den “großen und den kleinen Satan” zu vereinigen. Hugo Chavez wird es schwer haben, seinen Auftritt aus dem Jahr 2006 zu übertreffen. Unvergeßlich bleiben seine Aussagen am Rednerpult, an dem tags zuvor George W. Bush gestanden hatte. Nach der Aufforderung, sich von Noam Chomsky erklären zu lassen, wie die amerikanische Strategie zur Weltbeherrschung aussieht, sprach er, sich theatralisch bekreuzigend, die folgenden Worte: “Sehen Sie, ich denke, dass die ersten Bürger, die dieses Buch lesen sollten, die Brüder und Schwestern Bürger der Vereinigten Staaten sind, denn sie haben die Bedrohung im eigenen Haus; der Teufel ist im Hause. Der Teufel, der Teufel selbst ist im Haus. Gestern kam der Teufel hierher. Gestern war der Teufel hier, an diesem selben Ort. Dieser Tisch, an dem es nun an mir ist, zu reden, riecht immer noch nach Schwefel!”

Der Andere im Bunde, Mahmud Ahmadinejad, hat dagegen noch Spielraum nach oben. Zugegeben, schon seinen letztjährigen Aufenthalt in New York, inklusive der umstrittenen Diskussionsveranstaltung an der Columbia University, konnte er als Erfolg verbuchen. Doch dieses Jahr kann er womöglich einen noch größeren Propagandacoup landen. Wie die New York Sun berichtet, wird der iranische Präsident am Donnerstag im Grand Hyatt Hotel an einem Dinner anlässlich des Fastenbrechens im islamischen Fastenmonat Ramadan teilnehmen. Die Veranstaltung, die passenderweise von einer Organisation mit dem Namen World Conference of Religions for Peace organisiert wird, wird neben Ahmadinejad, dem die Religion des Friedens eine Herzensangelegenheit ist, noch einen weiteren prominenten Gast beherbergen: Miguel d’Escoto Brockmann, seineszeichens katholischer Befreiungstheologe und ehemaliger Außenminister Nicaraguas, ist aktuell Vorsitzender der UN-Generalversammlung.

Nun könnte man einwenden, es sollte nicht zu den Aufgaben eines hochrangigen UN-Vertreters gehören, mit dem Präsidenten eines mörderischen Regimes zu feiern, das die Vernichtung eines UN-Mitgliedsstaates propagiert und seit Jahren eine nicht gerade unbedeutende UN-Teilorganisation (die IAEO) regelrecht an der Nase herumführt. So sympathisch dieser Einwand auch sein mag, so realitätsfern ist er. Die Vereinten Nationen haben mit der Organisation, die einstmals von ihren Gründern konzipiert worden war, kaum noch etwas gemein. Die UN-Generalversammlung, in der Diktaturen gegenüber demokratischen Staaten locker in der Überzahl sind, ist dafür das beste Beispiel. Und wenn der Iran im Rahmen der UN zur Vorbereitungsgruppe der Nachfolgeveranstaltung der berüchtigten UN-Antirassismuskonferenz von Durban gehört, die nächsten April in Genf stattfinden soll, warum sollte d’Escoto Brockmann dann nicht bei einem Abendessen mit Ahmadinejad darüber diskutieren, ob der Holocaust nicht doch eine große Lüge ist?

Wie die New York Sun bemerkt, wird dieses abendliche Tête-à-tête nicht gerade dazu beitragen, das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen den UN und den USA zu verbessern. Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin hat jedenfalls in einem Redebeitrag, den sie gerne auf einer Protestkundgebung gehalten hätte, deutlich gemacht, was sie von Ahmadinejad und dem Regime in Teheran hält: “Iran should not be allowed to acquire nuclear weapons. Period. And in a single voice, we must be loud enough for the whole world to hear: Stop Iran!”

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