Archive for October, 2008

Kein Nachruf auf Jörg H.

Friday, October 17th, 2008

Ich gestehe, ich habe im Verlauf der letzten Woche etwas gelernt. Der Umgang der Öffentlichkeit mit Jörg Haiders Unfalltod hat mir gezeigt, wie man mit dem Ableben eines Politikers umzugehen hat, der seine lange Karriere auf Hetze gegen Menschen (politische Gegner, Ausländer etc.) aufgebaut hat: Man hat sich kritischer Kommentare zu enthalten und des Toten zu gedenken. Seine Parteigänger können den Verblichenen in aller Öffentlichkeit zur mythischen Figur stilisieren. Zumindest bis bekannt wird, dass er nicht nur mit über 180 km/h durch die Landschaft gebrettert ist, sondern dabei auch noch sturzbesoffen war. Dann nämlich handelt es sich plötzlich um eine “Privatangelegenheit”, zu der man vornehm zu schweigen habe.

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Märchen erzählen und Juden töten

Thursday, October 9th, 2008

Im Standard erschien am 27. September eine Besprechung des kürzlich veröffentlichten Buches “Zwischen Gottesstaat und Demokratie“. Wenige Tage danach protestierte Dunja Larise, Mitherausgeberin dieses Handbuchs des politischen Islam in Österreich, der Rezensent habe das Buch entweder nicht gelesen oder es “aufgrund seiner eigenen ideologischen Vorurteile völlig missverstanden.” Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass der Standard seinen Lesern nicht mitgeteilt habe, um wen es sich beim Verfasser des Verisses handelt: Der zum Islam konvertierte Baruch Wolski ist Aktivist des Kulturvereins Kanafani, benannt nach Ghassan Kanafani, dem, wie Larise betont, “extrem nationalistischen und antisemitischen palästinensischen Dichter” und Funktionär der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). In einem Leserbrief im heutigen Standard schwingt sich Wolski nun zum Verteidiger Kanafanis auf: Dieser sei “kein aktueller terroristischer Akteur, sondern eine historische Persönlichkeit, die als Künstler und Journalist, die er war, weit über Palästina hinaus große Anerkennung gefunden hat.” Ihn als Nationalisten und Antisemiten zu bezeichnen sei “ahistorisch und dumm.”

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