Eine Synagoge am Tempelberg?

Es ist immer wieder unglaublich, wie jenseitig die mediale Berichterstattung ist, sobald es um Israel geht. Das Problem dabei ist nicht nur, dass die präsentierten Nachrichten politisch tendenziös sind – was oft genug der Fall ist -, sondern dass Menschen, die für sich die Berufsbezeichnung “Journalist” beanspruchen, oftmals nicht einmal in der Lage sind, die banalen Fakten zu recherchieren, die Gegenstand ihrer Beiträge sind. Als aktuelles Beispiel können die gestrigen ORF-Nachrichtensendungen dienen.

In den Kurznachrichten um 21.50 Uhr wurde ein Beitrag über die Ausschreitungen gesendet, die tagsüber in Jerusalem stattgefunden hatten: “Im Nahen Osten brodelt es wieder. Die radikalislamische Hamas hat den ‘Tag des Zorns’ ausgerufen. Grund: Israels neue Siedlungspläne im besetzten Ost-Jerusalem.” Wen kümmert’s schon, dass die Hamas in ihrem Aufruf zu den Gewalttaten explizit auf die Festivitäten rund um die Hurva-Synagoge, die im israelischen Unabhängigkeitskrieg von der jordanischen Armee zerstört worden war, und auf eine angebliche Bedrohung der al-Aqsa-Moschee verwies?

Weiter ging es in der ZiB2. Im Bericht über die Ausschreitungen wurde behauptet: “Hintergrund ist die erneute Einweihung einer jüdischen Synagoge am Tempelberg.” Die Einweihung einer “jüdischen Synagoge” – gibt es denn auch andere? – am Tempelberg wäre allerdings eine Sensation gewesen. Nur befindet sich die Hurva-Synagoge natürlich nicht am Tempelberg, sondern im jüdischen Viertel der Altstadt von Jerusalem.

Jedem Menschen, der auch nur ein einziges Mal einen Blick in einen Reiseführer über Jerusalem geworfen hat, ist das klar. Die “Journalisten” des ORF waren offenkundig nicht einmal dazu in der Lage.

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