Archive for May, 2011

Der Grund der Beliebtheit

Friday, May 20th, 2011

Wird im Ö1-Mittagsjournal ein Beitrag mit den Worten eingeleitet: “Einer, der sich wie kaum ein anderer Künstler für den Frieden im Nahostkonflikt einsetzt, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt”, dann weiß man schon ziemlich genau, was einen erwartet. Wenn man dann darüber nachdenkt, warum in der wundersamen Welt der europäischen Nahostberichterstattung ausgerechnet jemand wie Daniel Barenboim zu den besonders begehrten Interviewpartnern zählt, dann muss man nur die Nerven aufbringen, ihm ein wenig zuzuhören. Dann hört man nämlich Weisheiten dieser Art: “Und ich, als Israeli und Jude, kann das sagen. Man kann das in anderen Ländern nicht so leicht sagen, weil man gleich als Antisemit bezeichnet wird”. Und plötzlich wird klar: Genau deshalb ist er so beliebt.

Schwierige Frage

Thursday, May 19th, 2011

Wenn es um den “Friedensprozess” im Nahen Osten geht, wird man oft mit schwierigen Fragen konfrontiert. Eine dieser Fragen stellt sich, wenn man die Aussagen zweier (zugegebenermaßen recht unterschiedlicher) Personen miteinander kontrastiert. Bei der ersten handelt es sich um den Hamas-Parlamentsabgeordneten Yunis al-Astal, der am 11. Mai im von der Hamas betriebenen Fernsehsender al-Aqsa TV seinen Gedanken über die Welt im Allgemeinen und die Juden im Besonderen freien Lauf ließ. Das hörte sich dann so an: “The [Jews] are brought in droves to Palestine so that the Palestinians – and the Islamic nation behind them – will have the honor of annihilating the evil of this gang. (…) All the predators, all the birds of prey, all the dangerous reptiles and insects, and all the lethal bacteria are far less dangerous than the Jews. (…) In just a few years, all the Zionists and the settlers will realize that their arrival in Palestine was for the purpose of the great massacre, by means of which Allah wants to relieve humanity of their evil.”

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Popularitätstief

Monday, May 9th, 2011

Seit Osama bin Laden eines für seinen Beruf natürlichen Todes gestorben ist, werden die Nahost- und Islamexperten nicht müde, uns zu versichern, dass er in der arabisch-islamischen Welt ohnehin keine Bedeutung mehr gehabt habe. Denn, so versucht etwa das aktuelle profil zu veranschaulichen, seine Zustimmungswerte seien im Nahen Osten seit Jahren im Schwinden begriffen. Hätten etwa, basierend auf Umfragewerten des PEW Research Center, im Jahre 2003 noch über 70% der Palästinenser Vertrauen in bin Laden gehabt, so hätten sich in jüngsten Umfragen nur mehr 34% positiv über den Terrorpaten geäußert. (Es waren, nebenbei bemerkt, oftmals die gleichen Nahost- und Islamexperten, die in den vergangenen Jahren stets behauptet hatten, bin Laden werde ja nur von einer kleinen Minderheit der Muslime unterstützt, während die große Mehrheit seinen Weg der Gewalt ablehne, die jetzt unter Verweis auf den Popularitätsverlust bin Ladens unfreiwillig zugeben, wie weit daneben sie die ganze Zeit gelegen hatten. Aber hier gilt, wie bei kaum einem anderen Thema: Wen interessiert schon, welchen Nonsens diese “Experten” noch vor wenigen Jahren von sich gegeben haben?) Bevor wir nun aber aus Freude über den Rückgang der Unterstützung für einen Massenmörder wie bin Laden ein Flasche Mineralwasser öffnen (Sekt wäre aus religiösen Gründen respektlos), sollten wir diese Zahlen vielleicht ein wenig ins Verhältnis setzen: Gemäß der heute veröffentlichten Sonntagsfrage des Standard würden in Österreich die beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP heute auf gerade einmal 27 bzw. 23 Prozent der Stimmen kommen.

Hauptsache, es bewegt sich was!

Wednesday, May 4th, 2011

“Warum die Versöhnung von Fatah und Hamas zu begrüßen ist” – so lautet der Untertitel der Kolumne Georg Hoffmann-Ostenhofs im aktuellen profil. Wer den darauf folgenden Text liest, wird sich allerdings wundern: Dass Hoffmann-Ostenhof und zutreffende Argumente eine in der Regel eher offene Beziehung führen, davon kann man sich Woche für Woche aufs Neue überzeugen; dass er aber eine “Warum”-Behauptung aufstellt, ohne auch nur den Versuch einer nachvollziehbaren Begründung zu geben, ist selbst für ihn eine bemerkenswerte Leistung.

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