Wenig Begeisterung für eine Hauptstadt Ostjerusalem

Seit Mahmud Abbas, für eine Periode von vier Jahren demokratisch gewählter Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im mittlerweile sechsten Jahr seiner Amtszeit, vergangenen Freitag den Antrag auf Anerkennung eines palästinensischen Staates als 194. Vollmitglied der Vereinten Nationen in New York einbrachte, steht der israelisch-palästinensische Konflikt wieder einmal im Mittelpunkt des Medieninteresses. In unzähligen Artikeln und Kommentaren wurden seitdem Für und Wider des palästinensischen Ansinnens erörtert: Wenn schon auf dem Verhandlungsweg mit Israel ein palästinensischer Staat mit der Hauptstadt Ostjerusalem nicht zu erreichen scheint, könnte dann der Umweg über die UNO Bewegung in die festgefahrene Lage bringen? Nur ein kleines Detail ging in der Flut an Medienberichten unter: Wie jüngste Meinungsumfragen ergeben haben, sind die arabischen Bewohner Ostjerusalems alles andere als begeistert von der Vorstellung, dereinst vielleicht in der Hauptstadt eines palästinensischen Staates leben zu müssen.

Dem Tenor der Debatte der letzten Wochen zufolge ist die Lösung des Nahostkonfliktes eigentlich ganz einfach. Israel solle sich, von kleineren Gebietsaustauschen abgesehen, auf die “Grenzen” von 1967 zurückziehen. Seite an Seite mit dem jüdischen würde sodann ein palästinensischer Staat existieren. Jerusalem würde geteilt; der Westteil der Stadt wäre die Haupstadt Israels, der Ostteil diejenige Palästinas. Was aber, wenn die 300.000 arabischen Bewohner Ostjerusalem das gar nicht wollen? Einer aktuellen Umfrage zufolge würden nur 23 Prozent von ihnen mit Sicherheit eine palästinensische Staatsbürgerschaft bevorzugen. 42 Prozent gaben hingegen an, sie würden sogar in einen anderen Teil Jerusalems ziehen, wenn sie damit sicherstellen könnten, nicht einer zukünftigen palästinensischen Autorität im Ostteil der Stadt unterworfen zu werden. Wenngleich praktische Gründe (Reisefreiheit, bessere Sozialversicherung etc.) bei der Bevorzugung der israelischen Staatsbürgerschaft den Ausschlag zu geben scheinen, äußerten aber auch fast 50 Prozent der Befragten Sorgen über größere Korruption und geringere Meinungsfreiheit unter palästinensischer Herrschaft.

David Pollock vom Washington Institute for Near East Policy fasst einen der Punkte zusammen, über die all jene schweigen, die sich so sicher sind, wie eine Lösung des Nahostkonflikts auszusehen habe: “Overall, the political implications of this new poll are clear: official PA demands, including a UN declaration that east Jerusalem must be the capital of a new Palestinian state, actually go against the wishes of much of the city’s Palestinian population.”

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