Archive for the ‘Antisemitismus’ Category

Märchen erzählen und Juden töten

Thursday, October 9th, 2008

Im Standard erschien am 27. September eine Besprechung des kürzlich veröffentlichten Buches “Zwischen Gottesstaat und Demokratie“. Wenige Tage danach protestierte Dunja Larise, Mitherausgeberin dieses Handbuchs des politischen Islam in Österreich, der Rezensent habe das Buch entweder nicht gelesen oder es “aufgrund seiner eigenen ideologischen Vorurteile völlig missverstanden.” Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass der Standard seinen Lesern nicht mitgeteilt habe, um wen es sich beim Verfasser des Verisses handelt: Der zum Islam konvertierte Baruch Wolski ist Aktivist des Kulturvereins Kanafani, benannt nach Ghassan Kanafani, dem, wie Larise betont, “extrem nationalistischen und antisemitischen palästinensischen Dichter” und Funktionär der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). In einem Leserbrief im heutigen Standard schwingt sich Wolski nun zum Verteidiger Kanafanis auf: Dieser sei “kein aktueller terroristischer Akteur, sondern eine historische Persönlichkeit, die als Künstler und Journalist, die er war, weit über Palästina hinaus große Anerkennung gefunden hat.” Ihn als Nationalisten und Antisemiten zu bezeichnen sei “ahistorisch und dumm.”

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Interpretationsbedürftige “Prophezeiungen”

Thursday, July 10th, 2008

Lizas Welt hat unlängst in einem (wie immer) lesenswerten Beitrag auf die absurde interpretatorische Akrobatik jener Leute hingewiesen, die behaupten, der iranische Präsident Ahmadinedjad habe nie öffentlich zur Vernichtung Israels aufgerufen. Vielmehr sei er falsch übersetzt worden und habe in Wahrheit etwas ganz anderes gemeint. Zur Illustration hat Lizas Welt auf Henryk M. Broder verwiesen, der “Sinn und Unsinn dieser Gespensterdebatte” mit folgendem historischen Vergleich auf den Punkt brachte: “Der ‘Führerbefehl’ zur Endlösung der Juden- und Zigeneurfrage”, so Broder, “ist bis heute nicht gefunden worden. Er hat nur dazu aufgerufen, die Welt von den Juden zu befreien. Von Vernichtung war keine Rede. So wie Ahmadineschad sich heute eine ‘World without Zionism’ wünscht.”

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Der alte Fritz

Wednesday, May 21st, 2008

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen durfte der Generalsekretär der Gesellschaft für österreichisch-arabische Beziehungen, Fritz Edlinger, für die Wiener Zeitung einen Kommentar verfassen. Während er Ende April gegen die “seit Jahrzehnten von Israel betriebene Politik der ethnischen Säuberung” zu Felde zog, Khomeini gegen Kritik verteidigte und darüber delirierte, dass die Politik der USA im Nahen Osten in den vergangenen sieben Jahren “die Lebensgrundlagen ganzer Völker vernichtet, Millionen Todesopfer (sic!) gefordert und viele Millionen aus ihrer Heimat vertrieben” habe, hat es ihm diesmal wieder ein spezielles dieser bemitleidenswerten Völker angetan: die Palästinenser im Gazastreifen – und offenbar hat er vor, rechtlich gegen die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) vorzugehen. Verwundern kann all das freilich nicht, führt man sich einige Wegmarken seiner bisherigen politischen Tätigkeit vor Augen.

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Land ohne Volk, Volk ohne Land

Wednesday, April 9th, 2008

Sobald Antizionisten zu belegen versuchen, dass der Zionismus von Anbeginn an nichts als eine verbrecherische, rassistische Ideologie war, wird ein Slogan aus der historischen Mottenkiste geholt: „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ sei die Parole der Zionisten gewesen. Damit sei die Ursünde des Zionismus belegt: Die Gründung eines jüdischen Staates sei stets mit der Vertreibung der arabischen Bevölkerung verbunden gewesen. Im Middle East Quarterly hat sich Diana Muir auf die Suche nach Herkunft und Bedeutung des inkriminierten Satzes gemacht und weist in ihrem lesenswerten Beitrag nach, dass auch in diesem Fall die antizionistische Propaganda mit der historischen Realität nichts zu tun hat.

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Die Vorlage für 9/11

Saturday, March 22nd, 2008

Angesichts des jämmerlichen politischen Zustands der palästinensischen Gesellschaft verfallen insbesondere ältere Linke in Nostalgie. Der “palästinensische Widerstand” sei früher ganz anders gewesen: nicht reaktionär und islamistisch, sondern säkular und irgendwie fortschrittlich. Die Solidarität einer “linken” Gruppierung wie der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) war lange Zeit eine nicht weiter hinterfragte Selbstverständlichkeit. Dabei wurde nicht nur geflissentlich darüber hinweg gesehen, dass es sich bei dieser Gruppe um antisemitische Mörder handelte – man denke nur an die 1976 von der PFLP und den deutschen Revolutionären Zellen unternommene Flugzeugentführung nach Entebbe, bei der eine regelrechte Selektion der jüdischen Passagiere vorgenommen wurde -, sondern ebenso, dass von dieser angeblich fortschrittlichen und säkularen Kraft die Vorlage für den verheerendsten Terroranschlag der Geschichte stammt.

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Natürlich kein Antisemit (2)

Friday, March 7th, 2008

Welche Überschrift fällt einem in der DDR sozialisierten Expolizisten ein, dem es “Ehre und Vergnügen zugleich” ist, von Islamisten interviewt zu werden, wenn er die militärische Verteidigung Israels gegen den Terror der Hamas kommentiert? Erinnert er sich an seine antiimperialistische Kinderstube und faselt darüber, dass “die Konflikte, die heute im Nahen Osten ausgetragen werden, … nichts anderes (sind) als die Folge politischer und wirtschaftlicher ‘Einflussnahme’ der Imperialisten, allen voran Frankreich, England, USA, die im vergangenen Jahrhundert begann und noch immer kein Ende gefunden hat”? Ach wo, er sagt, was er sich denkt, frei heraus, ohne Umschweife, zugegeben “israelkritisch”, aber ganz sicher nicht antisemitisch: Er spricht vom “Gaza Holocaust”, von “geschlachteten Kindern” und vom “Judenstaat im Blutrausch“.

“Meinungsterror”

Monday, March 3rd, 2008

In der Presse empört sich Christian Ultsch darüber, dass im demokratischen Wahlkampf die Anhänger Hillary Clintons nun zu unfairen Mitteln greifen würden, weil Barack Obama in einer fairen Auseinandersetzung nicht zu stoppen sei. Die Meldung wäre an und für sich keine Sensation – angeblich soll es (selbst außerhalb der USA) schon das eine oder andere Mal vorgekommen sein, dass Wahlkampfstrategen es für geboten halten, mit geschickt lancierten Informationen Konkurrenten auszubremsen. Woher also die Aufregung? Ganz einfach: Ultsch hat den wahren Schuldigen hinter der vermeintlichen Schmutzkübelkampagne ausgemacht – die Israel-Lobby.

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Ein Klassiker

Tuesday, February 12th, 2008

Das Verblüffende am zeitgenössischen Antizionismus ist, wie erbärmlich seine Propagandisten bisweilen argumentieren. Das linke Rotzblatt junge welt, in dem sich in der Regel der österreichische Volksgenosse Werner Pirker über die gerade aktuellen Menschheitsverbrechen Israels auslassen darf, legt angesichts des Deutschlandbesuchs von Ehud Olmert einen Klassiker wieder auf. Während die Überschrift “Israel: Kein Friedensplan 2008” noch relativ langweilig ist, geht es schon im Untertitel zur Sache: “Olmert droht von Berlin aus mit Angriffen auf Palästinenser”. Worin diese widerwärtige, imperialistisch-kriegstreiberische Drohung genau bestanden hat, macht dann der erste Satz klar: “Israels Regierungschef Ehud Olmert hat bei seinem Berlin-Besuch angekündigt, für ein Ende der Raketenangriffe durch militante Palästinenser zu sorgen.” Wirklich unerhört sowas! Nur ein paar tausend im Namen der Religion des Friedens abgefeuerte Raketen, und schon werden die Israelis unlocker. Unweigerlich wird man an das Cover erinnert, von dem der Stern sich einst eine Steigerung seiner Verkaufszahlen erhoffte: “Israel. Was das Land so aggressiv macht”. Die etwas bizarre “Logik” hinter derartigen Berichten hat einmal der Focus (auf allerdings unfreiwillig komische Art) auf den Punkt gebracht: “Israel droht mit Selbstverteidigung”.

Jörg Haider und das “Schwert des Islam”

Monday, January 28th, 2008

Wenn Jörg Haider in den mehr als zwanzig Jahren seiner politischen Karriere etwas unter Beweis gestellt hat, dann ist das, von einigen Kernpunkten abgesehen, seine Flexibilität. Der Aufstieg der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) seit der innerparteilichen Machtübernahme Haiders 1986 beruhte zu einem nicht geringen Teil darauf, dass er es verstand, vollkommen widersprüchliche Positionen gleichermaßen glaubwürdig zu vertreten. Er verkörperte jene eigentümliche Verbindung von Übermenschentum und Durchschnittlichkeit, von King-Kong und Vorstadtfriseur, die Theodor W. Adorno als charakterlichen Kern der faschistischen Führerfigur analysierte.

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And the Oscar goes to – Pallywood!

Tuesday, January 22nd, 2008

Seit sich Israel im September 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat, wird es tagtäglich mit Raketen unter Beschuss genommen. Jeder Staat der Welt würde zumindest den Versuch unternehmen müssen, den Raketenregen zu unterbinden. Jahrelang hat Israel mit beinahe verantwortungsloser Zurückhaltung darauf reagiert, oder richtiger: nicht reagiert. Die Weltöffentlichkeit hat sich nie für das Schicksal etwa der israelischen Stadt Sderot interessiert, in der neu erbaute Kindergärten nicht bloß aussehen wie Bunker, sondern tatsächlich welche sind. Doch in der verkehrten Welt des Nahostkonflikts gehört das zum business as usual: Weder haben Menschenrechtsorganisationen ihre Stimmen erhoben und festgestellt, dass der wahllose Beschuss Israels ein Kriegsverbrechen nach dem anderen darstellt, noch trat je der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zusammen, um die palästinensischen Terrorbanden zu verurteilen. Doch auf einmal ist die Empörungsmaschinerie in Gang gekommen: „Kollektivstrafe!“ heulen die Einen, „Unverhältnismäßig!“ geben sich die Anderen besorgt; EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner mahnt zur Zurückhaltung und der UN-Sicherheitsrat beratschlagt über die „gefährliche Verschärfung“ der Lage.

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