Give me a break!

Seit der neue Mann im Weißen Haus die Macht übernommen hat, befinden sich große Teile der medialen Öffentlichkeit in einem Zustand, der irgendwo zwischen Heldenverehrung und Selbstinfantilisierung angesiedelt ist. Getreu dem alten Lied “Der Papa wird’s schon richten” brechen Jubel und Begeisterung aus, sobald Barack Obama (zu welchem Thema auch immer) das Wort ergreift und seine weitgehend nichts sagenden Plattitüden vom Stapel lässt. Jüngstes Beispiel: Nach mehreren Tagen wurde der amerikanische Kapitän der “Maersk Atlanta” aus den Händen somalischer Piraten befreit. Und wie das Amen in der Kirche folgt darauf die mediale Seligsprechung: “Piraten-Geisel macht Obama zum Helden”, titelt etwa der Standard. Der Präsident habe seine “erste Bewährungsprobe” bestanden, sei “unmittelbar in den Showdown einbezogen” gewesen und habe letztlich die “riskante Kommandoaktion” zu Befreiung der Geisel gebilligt. Bei so viel Heldenmut kann man schon ins Schwärmen geraten: “Nun gibt es kaum einen Kommentator in Washington, der den Präsidenten nicht lobt für seine bestandene Prüfung in Sachen Krisenmanagement.”

Der Haken an der Sache ist freilich, dass die Lobpreisung völlig fehl am Platze ist. Wie Jeff Emanuel berichtet, hat Kapitän Phillips selbst die Initiative ergriffen und ist vom Rettungsboot, auf dem er gefangen gehalten worden war, ins Wasser gesprungen. Erst daraufhin eröffneten Scharfschützen der Navy das Feuer auf die Geiselnehmer. Der gelobhudelte Präsident hatte mit der Rettungsaktion nicht nur nichts zu tun, sondern dem Kommando der Navy zuvor explizit mitgeteilt, dass nur eine “friedliche Lösung” der Krise in Betracht gezogen werden könne. Emanuels Resümee ist daher eindeutig:  “Instead of taking direct, decisive action against the rag-tag group of gunmen, the Obama administration dilly-dallied, dawdled, and eschewed any decisiveness whatsoever, even in the face of enemy fire, in hopes that the situation would somehow resolve itself without violence. Thus, the administration sent a clear message to all who would threaten U.S. interests abroad that the current occupant of 1600 Pennsylvania Avenue has no idea how to respond to such situations — and no real willingness to use military force to resolve them.”

Im Gegensatz zu europäischen Journalisten haben zumindest einige “Kommentatoren in Washington” ein recht nüchternes Bild ihres Präsidenten. Auf seiner Europareise hatte Obama die europäischen Staaten dazu aufgefordert, Häftlinge aus Guantanamo aufzunehmen und damit zur Schließung des umstrittenen Lagers beizutragen. Innenministerin Fekter richtete ihm darauf aus, wenn die Gefangenen nicht gefährlich seien, dann sollten sie einfach in Amerika bleiben. Charles Krauthammer traf den Nagel auf den Kopf, als er kommentierte: “When Austria is mocking you, you’re having a bad week.”

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