Archive for the ‘Medien’ Category

Neuauflage als Farce

Tuesday, November 11th, 2008

In einem Kommentar im Standard begklagt sich Adelheid Wölfl, die Presse in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens würde sich vor den jeweiligen nationalen Karren spannen lassen und nicht über die Prozesse vor dem internationalen Tribunal in Den Haag berichten. “In Bosnien-Herzegowina, Serbien und im Kosovo”, so die Einschätzung Wölfls, “manipulieren Politiker bis heute mit Totenzahlen und der Verehrung von Kriegsverbrechern die öffentliche Meinung.” So zutreffend diese Aussage auch sein mag, zwei Dinge sind daran auffällig: Einerseits ist erstaunlich, dass in dieser Aufzählung Kroatien nicht einmal erwähnt wird, obwohl der Umgang der kroatischen Presse mit den Kriegen 1991ff. sich kaum in positiver Weise von dem der bosnischen, serbischen oder kosovarischen Medien unterscheidet. Andererseits wird Wölfls Urteil durch ihre eigene Berichterstattung über den Prozess gegen Radovan Karadzic in der gleichen Ausgabe des Standard regelrecht konterkariert.

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Märchen erzählen und Juden töten

Thursday, October 9th, 2008

Im Standard erschien am 27. September eine Besprechung des kürzlich veröffentlichten Buches “Zwischen Gottesstaat und Demokratie“. Wenige Tage danach protestierte Dunja Larise, Mitherausgeberin dieses Handbuchs des politischen Islam in Österreich, der Rezensent habe das Buch entweder nicht gelesen oder es “aufgrund seiner eigenen ideologischen Vorurteile völlig missverstanden.” Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass der Standard seinen Lesern nicht mitgeteilt habe, um wen es sich beim Verfasser des Verisses handelt: Der zum Islam konvertierte Baruch Wolski ist Aktivist des Kulturvereins Kanafani, benannt nach Ghassan Kanafani, dem, wie Larise betont, “extrem nationalistischen und antisemitischen palästinensischen Dichter” und Funktionär der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). In einem Leserbrief im heutigen Standard schwingt sich Wolski nun zum Verteidiger Kanafanis auf: Dieser sei “kein aktueller terroristischer Akteur, sondern eine historische Persönlichkeit, die als Künstler und Journalist, die er war, weit über Palästina hinaus große Anerkennung gefunden hat.” Ihn als Nationalisten und Antisemiten zu bezeichnen sei “ahistorisch und dumm.”

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Kriegstreiber mit reinstem Gewissen

Thursday, July 17th, 2008

Georg Hoffman-Ostenhof liest gerne den Economist. Letzten Sommer etwa fand er die britische Zeitschrift so toll, dass er in seinem profil-Kommentar zum 40. Jahrestags des Sechs-Tage-Krieges wörtliche Übersetzungen des entsprechenden Economist-Artikels als seine eigenen Gedanken veröffentlichte, natürlich ohne darauf hinzuweisen, woher sie tatsächlich kamen. Im aktuellen profil ist er wenigstens ehrlich genug, die Quelle seiner Gedanken anzugeben. Am 10. Juli untertitelte der Economist einen Text über den sich zuspitzenden Konflikt über das iranische Atomwaffenprogramm mit den Worten: “Be very afraid, please”. “Fürchtet Euch!” lautet also, wenig einfallsreich, der Titel des dieswöchigen Hoffmann-Ostenhof’schen Elaborats.

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Interpretationsbedürftige “Prophezeiungen”

Thursday, July 10th, 2008

Lizas Welt hat unlängst in einem (wie immer) lesenswerten Beitrag auf die absurde interpretatorische Akrobatik jener Leute hingewiesen, die behaupten, der iranische Präsident Ahmadinedjad habe nie öffentlich zur Vernichtung Israels aufgerufen. Vielmehr sei er falsch übersetzt worden und habe in Wahrheit etwas ganz anderes gemeint. Zur Illustration hat Lizas Welt auf Henryk M. Broder verwiesen, der “Sinn und Unsinn dieser Gespensterdebatte” mit folgendem historischen Vergleich auf den Punkt brachte: “Der ‘Führerbefehl’ zur Endlösung der Juden- und Zigeneurfrage”, so Broder, “ist bis heute nicht gefunden worden. Er hat nur dazu aufgerufen, die Welt von den Juden zu befreien. Von Vernichtung war keine Rede. So wie Ahmadineschad sich heute eine ‘World without Zionism’ wünscht.”

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Nachrichten, die es nicht in die Nachrichten schaffen (2)

Monday, May 26th, 2008

Der Irak-Krieg ist, folgt man Berichten in deutsch- und auch vielen englischsprachigen Medien, eine hoffnungslose Sache. Nehmen wir als ein Beispiel von vielen den jüngsten Kommentar Georg Hoffmann-Ostenhofs im aktuellen profil. Der Krieg sei “offenbar nicht zu gewinnen”; die Regierungen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten würden von ihren Wählern die Rechnung dafür präsentiert bekommen: “Früher oder später ereilt einen der Fluch der bösen Tat.” Überwältigt von der Macht solcher Offenbarungen, Flüche und bösen Taten könnte man glatt übersehen, dass die Lage im Irak keineswegs in dem Bild aufgeht, dass ständig von ihr gezeichnet wird.

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Eine Expertin analysiert

Tuesday, May 6th, 2008

“Ich kann immer gerade nur die Verantwortung dafür übernehmen, was ich schreibe, dass ich es im Moment nach bestem Wissen und Gewissen mache… ” (Gudrun Harrer im Interview mit den Islamisten von Muslim-Markt) Nehmen wir, for the sake of the argument, Frau Harrer ernst und machen wir die Probe aufs Exempel. Im Standard kommentiert die Leiterin des Außenpolitikressorts die beiden Iran-Konferenzen, die dieses Wochenende in Berlin und Wien stattgefunden haben.

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Eine moralische Supermacht schlägt zu

Friday, April 4th, 2008

Francesca Habsburg bemängelt in einem Kommentar im Standard vom 1.4.2008: „China ist traurigerweise eine Supermacht in allen Bereichen – außer moralisch“, und da sie sich offenbar selbst dazu berufen fühlt, diese Leerstelle zu füllen, zieht sie ordentlich vom Leder.

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“Meinungsterror”

Monday, March 3rd, 2008

In der Presse empört sich Christian Ultsch darüber, dass im demokratischen Wahlkampf die Anhänger Hillary Clintons nun zu unfairen Mitteln greifen würden, weil Barack Obama in einer fairen Auseinandersetzung nicht zu stoppen sei. Die Meldung wäre an und für sich keine Sensation – angeblich soll es (selbst außerhalb der USA) schon das eine oder andere Mal vorgekommen sein, dass Wahlkampfstrategen es für geboten halten, mit geschickt lancierten Informationen Konkurrenten auszubremsen. Woher also die Aufregung? Ganz einfach: Ultsch hat den wahren Schuldigen hinter der vermeintlichen Schmutzkübelkampagne ausgemacht – die Israel-Lobby.

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Ein Klassiker

Tuesday, February 12th, 2008

Das Verblüffende am zeitgenössischen Antizionismus ist, wie erbärmlich seine Propagandisten bisweilen argumentieren. Das linke Rotzblatt junge welt, in dem sich in der Regel der österreichische Volksgenosse Werner Pirker über die gerade aktuellen Menschheitsverbrechen Israels auslassen darf, legt angesichts des Deutschlandbesuchs von Ehud Olmert einen Klassiker wieder auf. Während die Überschrift “Israel: Kein Friedensplan 2008” noch relativ langweilig ist, geht es schon im Untertitel zur Sache: “Olmert droht von Berlin aus mit Angriffen auf Palästinenser”. Worin diese widerwärtige, imperialistisch-kriegstreiberische Drohung genau bestanden hat, macht dann der erste Satz klar: “Israels Regierungschef Ehud Olmert hat bei seinem Berlin-Besuch angekündigt, für ein Ende der Raketenangriffe durch militante Palästinenser zu sorgen.” Wirklich unerhört sowas! Nur ein paar tausend im Namen der Religion des Friedens abgefeuerte Raketen, und schon werden die Israelis unlocker. Unweigerlich wird man an das Cover erinnert, von dem der Stern sich einst eine Steigerung seiner Verkaufszahlen erhoffte: “Israel. Was das Land so aggressiv macht”. Die etwas bizarre “Logik” hinter derartigen Berichten hat einmal der Focus (auf allerdings unfreiwillig komische Art) auf den Punkt gebracht: “Israel droht mit Selbstverteidigung”.

Candlelightdinner in Gaza

Friday, January 25th, 2008

Was auch immer in den nächsten Tagen und Wochen im Nahen Osten passieren wird, eines steht bereits fest: Dank der gleichermaßen absehbaren wie dummen Reaktionen der internationalen Öffentlichkeit geht die erste Runde der aktuellen Auseinandersetzung an die Hamas. Zugegeben, sie war von Anfang an im Vorteil. Reagiert Israel nicht auf den ständigen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, erreicht sie ihr Ziel, einen Teil des Feindeslandes de facto unbewohnbar zu machen. Das gilt heute bereits für Sderot, und es ist nur ein Frage der Zeit, bis die Hamas über Raketen mit größerer Reichweite und dementsprechend größerer Wirkung verfügen wird. Unternimmt Israel hingegen etwas, um seine Bürger zu schützen, gilt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zum überwiegenden Teil der „israelischen Aggression“ und der „humanitären Katastrophe“ – das nennt man eine win-win-Situation.

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