Archive for the ‘Medien’ Category

And the Oscar goes to – Pallywood!

Tuesday, January 22nd, 2008

Seit sich Israel im September 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat, wird es tagtäglich mit Raketen unter Beschuss genommen. Jeder Staat der Welt würde zumindest den Versuch unternehmen müssen, den Raketenregen zu unterbinden. Jahrelang hat Israel mit beinahe verantwortungsloser Zurückhaltung darauf reagiert, oder richtiger: nicht reagiert. Die Weltöffentlichkeit hat sich nie für das Schicksal etwa der israelischen Stadt Sderot interessiert, in der neu erbaute Kindergärten nicht bloß aussehen wie Bunker, sondern tatsächlich welche sind. Doch in der verkehrten Welt des Nahostkonflikts gehört das zum business as usual: Weder haben Menschenrechtsorganisationen ihre Stimmen erhoben und festgestellt, dass der wahllose Beschuss Israels ein Kriegsverbrechen nach dem anderen darstellt, noch trat je der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zusammen, um die palästinensischen Terrorbanden zu verurteilen. Doch auf einmal ist die Empörungsmaschinerie in Gang gekommen: „Kollektivstrafe!“ heulen die Einen, „Unverhältnismäßig!“ geben sich die Anderen besorgt; EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner mahnt zur Zurückhaltung und der UN-Sicherheitsrat beratschlagt über die „gefährliche Verschärfung“ der Lage.

(more…)

Eine Fehlentscheidung

Thursday, December 20th, 2007

Jedes Jahr vergibt das Time Magazine die Auszeichnung des Man of the Year. Diesmal ging der Preis an Vladimir Putin, dem zwar attestiert wird, alles andere als ein Demokrat zu sein, dem es aber zumindest gelungen sei, Russland als Nation stabilisiert und auf dem internationalen Parkett zurück ins Konzert der Mächtigen geführt zu haben. Die diesbezüglichen „Leistungen“ des russischen Präsidenten sind unbestritten, und dennoch hat Time eine Fehlentscheidung getroffen.

(more…)

Funktionaler Analphabetismus oder Mangel an Urteilskraft?

Saturday, December 8th, 2007

Unter Analphabetismus versteht man, folgt man der Definition von Wikipedia, “kulturell, bildungs- oder psychisch bedingte individuelle Defizite im Lesen und/oder Schreiben bis hin zu völligem Unvermögen in diesen Disziplinen.” Die Forschung unterscheidet zwischen verschiedenen Ausprägungen dieses Phänomens. Während man von primärem Analphabetismus spricht, wenn jemand die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens nie gelernt hat, handelt es sich bei funktionalen Analphabeten um “Menschen, die zwar Buchstaben erkennen und durchaus in der Lage sind, ihren Namen und ein paar Worte zu schreiben, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht verstehen oder nicht schnell und mühelos genug verstehen (können), um praktischen Nutzen davon zu haben.” Der Unterschied ist einer ums Ganze, zumal was die Chancen betrifft, auf dem Arbeitsmarkt zu reussieren. Wer des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, wird wohl oder übel gezwungen sein, sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser zu halten. Die Karrierechancen funktionaler Analphabeten sehen dagegen viel rosiger aus, wie die aktuelle Diskussion über den letzten Montag veröffentlichten National Intelligence Estimate (NIE) eindrücklich unter Beweis stellt.

(more…)

Nachrichten, die es nicht in die Nachrichten schaffen

Tuesday, October 30th, 2007

Am 24. Oktober informierte ein hochrangiger Vertreter der amerikanischen Armee auf einer Pressekonferenz im Pentagon über den Stand der Dinge im Irak. Die wesentlichen Punkte: Seit dem Abschluss der Truppenaufstockung im Juni seien nachhaltige und positive Entwicklungen in Gang gesetzt worden. In vielen Gebieten des Iraks seien in den vergangenen Wochen und Monate deutlich weniger Gewalttaten verübt worden. „For example, in and around Baghdad, terrorist operations are down by 59 percent; operations targeting Iraqi security forces are down over 60 percent; car bombs are down by 65 percent; fatalities due to car bombs have decreased by 81 percent; casualties due to enemy attacks are down by 77 percent; and the violence during this last Ramadan period was the lowest in three years.” Am deutlichsten sei die Verbesserung der Sicherheitslage in der Anbar-Provinz zu bemerken, die noch vor einem Jahr für Koalitionstruppen ein No-go-Gebiet darstellte. In der letzten Woche gab es dort keine Opfer zu verzeichnen – keine Verletzten, keine Getöteten. Weil diese Schilderungen so gar nicht dem Bild entsprechen, das die Medien über den Krieg im Irak zeichnen wollen, wird über derartige Nachrichten kaum berichtet. Aber keine Sorge: Beim nächsten größeren Anschlag werden die Zeitungen ihrer Informationspflicht wieder nachkommen und die Blätter werden voll sein von Berichten über die Aussichtslosigkeit der Entwicklungen im Irak.

Nicht einmal ignorieren?

Tuesday, October 23rd, 2007

Auf seinem Weblog beantwortet Daniel Pipes die Frage, warum er Anfragen diverser Zeitungsredaktionen nicht nachkommen wollte, die ihn um seinen Kommentar zur Veröffentlichung des Buches „Die Israel Lobby“ von Stephen Walt und Walter Mearsheimer gebeten hatten. Erstens hätten bereits viele qualifizierte Personen die Thesen der beiden Politikwissenschafter zurückgewiesen und auf die groben Fehler des Buches hingewiesen. Zweitens bevorzuge er es, seine eigenen Gedanken öffentlich zu vertreten, anstatt auf Positionen anderer zu reagieren. Drittens, und dieser Punkt wird wohl jedem einleuchten, der sich tatsächlich die Mühe gemacht hat, das Buch zu lesen, sei das Leben zu kurz, um sich im Detail mit einem derart langweiligen, tendenziösen und unzutreffenden Text zu beschäftigen.

(more…)

Genosse Lampe gibt Entwarnung

Wednesday, October 3rd, 2007

Die Rebellion von 1968 beschränkte sich in Österreich, einem bekannten Bonmot zufolge, auf eine heiße Viertelstunde. Die engagierten Studenten konnten nur voller Neid auf die Ereignisse in Frankreich und Deutschland blicken. Nichts Vergleichbares fand hierzulande statt. Dennoch gibt es auch in Österreich die Spezies der Alt-Achtundsechziger, und wie ihre ehemaligen kämpferischen Genossen in Paris und Berlin haben einige von ihnen Karriere gemacht. Georg Hoffmann-Ostenhof ist so ein Fall.

(more…)

Gedenken an 9/11

Friday, September 7th, 2007

Wie sollten Fernsehsender den Jahrestag der verheerendsten Terroranschläge der menschlichen Geschichte, die über dreitausend Menschen das Leben gekostet haben, begehen? Der Sender Kabel 1 widmet den gesamten kommenden Dienstagabend den Attentaten von 9/11: Zuerst wird in einem Dokudrama an die Geschichte des Fluges United Airlines 93 erinnert, der nach den Plänen seiner islamistischen Entführer vermutlich ins Weiße Haus oder das Capitol in Washington stürzen sollte, nach heftigem Widerstand der Passagiere jedoch auf einem Feld in Pennsylvania abstürzte. Darauf folgt eine Dokumentation mit den Titel Überlebt im Nordturm – Das Wunder vom 11. September, sowie eine Folge der sendereigenen Doku-Reihe zum Thema 9/11 Chaos am Himmel – Als Amerika den Luftraum räumte. Der Sender RTL 2 versucht sich den Anschlägen auf andere Art und Weise zu nähern: Schicksalsreportage: 11. September 2001 – Sprung in den Tod. Rekonstruiert wird darin die Biografie eines jener Menschen, die, um dem Inferno zu entfliehen, keinen anderen Weg mehr sahen, als aus den oberen Stockwerken des World Trade Center in den sicheren Tod zu springen. Das ZDF widmet sich schließlich in einer Dokumentation den vielen Verschwörungstheorien, die um 9/11 kursieren. (more…)

The London Review of Palestine

Tuesday, August 14th, 2007

Knapp einen Monat ist es her, seit die britische Zeitschrift London Review of Books (LRB) ihren Lesern erklärte, weshalb der Westen die Hamas stärken müsse. In der aktuellen Ausgabe stellt sie nun unter Beweis, wie „ausgewogen“ ihre Berichterstattung über den Nahostkonflikt ist. Getreu dem Motto, Palästinenser und Israelis haben die gleichen Rechte: beide dürfen die Palästinenser bejubeln und Israel verdammen, ist nach der zuletzt veröffentlichten Werbung für die Hamas diesmal die Zeit wieder reif für zünftige „Israelkritik“.

(more…)

Die mysteriösen Umfragen der New York Times

Friday, August 3rd, 2007

Die klassische déformation professionelle von Journalisten besteht darin, immer so tun zu müssen, als wüssten sie über den Gegenstand der jeweiligen Berichterstattung bestens bescheid. Wer auf dem umkämpften Medienmarkt reüssieren will, kann sich zumindest nach außen hin Zweifel nicht leisten. Deshalb sind die seltenen Momente so amüsant, in denen die souveräne Fassade zu bröckeln droht, in denen die Realität sich einfach nicht nach den eigenen Einschätzungen richten will. Unterhaltsam ist dies dazumal, wenn Zeitungen davon betroffen sind, die allgemein als Aushängeschilder seriösen Journalismus’ gelten. Die New York Times bietet gerade ein solches Schauspiel.

(more…)

Europas Dialog mit Islamisten

Thursday, July 12th, 2007

Im Oktober letzten Jahres gab Javier Solana in seiner Eigenschaft als höchster Repräsentant der EU-Außenpolitik der Jerusalem Post ein bemerkenswertes Interview. Aufhorchen ließ er vor allem mit der Aussage, die islamistische Hamas wolle nicht Israel zerstören, sondern die Palästinenser „befreien“ – dass diese beiden Ziele in eins fallen können, störte nicht weiter. Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand aus religiösen Gründen ein Land vernichten wolle, denn das sei ein Missbrauch der Religion. Solanas „Erkenntnisse“ müssen für große Verwunderung gesorgt haben, nicht zuletzt bei der von ihm angesprochenen Hamas selbst. Immerhin lassen deren Vertreter kaum eine Gelegenheit aus, gerade jene Ziele öffentlich zu proklamieren, die der höchste europäische Diplomat einfach nicht zur Kenntnis nehmen will. Lange hatte sich die Europäische Union geweigert, die Hamas auf die Liste terroristischer Organisationen zu setzen. Andere Terrorgruppen, etwa die libanesische Hisbollah, sind darin immer noch nicht zu finden.

(more…)